Bistum Paderborn zieht Bilanz

Vorwürfe gegen 30 Priester

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Paderborn. Im Zuge der Welle von Enthüllungen und Anzeigen von Fällen sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt kirchlicher Würdenträger gegenüber Schutzbefohlenen, hat es auch im Bistum Paderborn eine Vielzahl von Hinweisen und Anzeigen gegeben. Das erklärte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker jetzt bei einer Sitzung des Priesterrates.

Demnach seien in den letzten fünf Monaten Missbrauchsvorwürfe gegen 30 Priester bekannt geworden, 22 Hinweise bezögen sich außerdem auf andere Formen der Gewaltausübung im kirchlichen Bereich.

„In den letzten drei bis vier Wochen gab es kaum noch Hinweise“, bilanzierte Ägidius Engel, Sprecher des Erzbistums, „darum haben wir uns entschlossen, einen ersten Zwischenbericht zu veröffentlichen.“ Gleichzeitig wolle man durch die Veröffentlichung deutlich machen, „dass wir nichts vertuschen wollen“, so Ägidius Engel.

Drei aktuelle Fälle

60 Prozent der Hinweise beziehen sich demnach auf die Zeit zwischen 1960 und 1980, zwölf der beschuldigten Priester sind bereits verstorben. Drei Fälle lagen allerdings auch in den Jahren zwischen 2000 und 2009.

Aktuell, so heißt es in der Erklärung weiter, sei ein Geistlicher vom Dienst suspendiert. „Aktuell ist kein Priester im Dienst, gegen den es Vorwürfe gibt“, so Engel. In fünf Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden, zwei Ermittlungsverfahren sind demnach noch anhängig. Sieben Priester, gegen die Vorwürfe erhoben wurden, befinden sich bereits im Ruhestand.

Bilanziert wurden auch die Maßnahmen zur Opferbetreuung. Demnach sei in jedem Fall versucht worden, Kontakt mit den Opfern aufzunehmen und den Betroffenen therapeutische Hilfe oder den Kontakt zu Beratungsstellen zu vermitteln. In elf Fällen wurde dieses Angebot angenommen und Kontakt zu einer Beratungsstelle hergestellt.

Opferschutz verbessern

Auch zukünftig bleibe der Missbrauchsbeauftragte des Bistums ansprechbar. „Die Kirche will die Schwelle für Opfer, Fälle von Missbrauch oder Misshandlung anzuzeigen, weiterhin niedrig halten“, so Ägidius Engel. Außerdem rechnet man in Paderborn damit, dass die Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz für den Umgang mit solchen Anzeigen noch einmal überarbeitet werden. „Ein Kritikpunkt war beispielsweise, dass Missbrauchsfälle demnach nicht direkt an die Staatsanwaltschaft gegeben werden mussten, das soll geändert werden“, erklärt Engel. In Paderborn, so fügt er hinzu, sei das auch bisher schon so gehandhabt worden.

Auch im Bereich Opferschutz und Prävention soll nach dem Willen des Bistums noch einmal nachgebessert werden. „Wir müssen uns noch einmal fragen, ob wir im Rahmen der Priesterausbildung genügend unternehmen, um mögliche Gefährdungen zu erkennen“, erklärt Ägidius Engel. Die Konsequenz könne im Extremfall auch sein, dass jemand erst gar nicht zum Priesterdienst zugelassen würde.

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