Essen. In Essen-Kettwig öffnet das erste Oldtimer-Zentrum von Land Rover und Jaguar außerhalb Englands, nicht zuletzt wegen des großen Einzugsgebiets.
Aller Voraussicht nach wird am Freitag im Nachmittagsberufsverkehr der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen nur im Stop & Go-Verfahren die Eröffnungsfeier des neuen „Classic Centre Germany“ erreichen, denn ganz Kettwig scheint ein einspuriges Nadelöhr zu sein. Dabei ist es neben der zentralen Lage in Europas dichtest besiedelten Ballungsraum gerade die gute Anbindung an alle Verkehrsmittel zu Lande und zu Luft und selbst zu Wasser, die den an der Ruhr gelegenen Stadtteil zum Oldtimer-Standort für Katzenliebhaber adelt. Die britischen Oberklasse-Marken Jaguar und Land Rover eröffnen hier ihr einziges Zentrum für automobile Klassiker außerhalb von England.
Erwartet hätte man, dass die Wahl der Briten auf eine Millionenstadt mit hoher Dichte an Luxusfahrzeugen fallen würde, Hamburg, München oder in NRW Düsseldorf. Irrtum, sagt Centre-Geschäftsführer Ralf Klasen, selbst in Düsseldorf wohnhaft, der Jaguar sei im Ruhrgebiet nicht weniger verbreitet als sonst wo.
Einziger Standort auf dem Kontinent
Rund 25.000 alte „Jags“ und „Landis“ und damit Kunden gebe es in Deutschland. Dazu komme quasi nebenan der Oldtimer-affine Benelux-Raum. Es werde kein weiteres Classic Centre in Europa geben, sagt der 52-jährige Klasen. Zuerst sollen Standorte auf anderen Kontinenten entstehen.
Alle Modelle, die seit zehn Jahren nicht mehr vom Band rollen, werden in Kettwig gehegt und gepflegt. Komplettzerlegungen bis zur letzten Schraube und anschließende Highend-Restaurierungen überlässt man jedoch dem Jaguar-Stammsitz im englischen Coventry. Dem Neuwagengeschäft der örtlichen Händler will und darf man nicht in die Quere kommen. „Classic soll ein aus sich heraus profitables Geschäft sein“, sagt Klasen.
Münchener Museum zieht 600.000 Besucher an
Dass sich auch mit alten Autos viel Geld verdienen lässt, hatte Klassiker-Pionier Daimler als erster realisiert. Das Mercedes-Benz Classic Center im baden-württembergischen Fellbach wurde vor 35 Jahren eröffnet. Da kann die rundum erneuerte Vergaseranlage eines 190 SL einen fünfstelligen Betrag kosten, und der Neuaufbau eines Flügeltürers einen sechsstelligen.
Das darf dann auch mal zwei Jahre dauern. Daimlers Stuttgarter Nachbar Porsche offeriert in ähnlichen Dimensionen „Restaurationen ab Werk“ in den gläsernen Werkstätten des 2009 eröffneten neuen Museums. Bei BMW hatte man das Thema Klassiker ebenfalls früh entdeckt. Nicht weniger als 60.000 Alt-Ersatzteile für Autos und Motorräder sind bei der BMW Group Classic lieferbar. Das Museum der Münchener zieht rund 600.000 Besucher im Jahr, die nebenan auch die komplette Neuwagenflotte der Motorenwerke aus Bayern begutachten können.
15 Arbeitsplätze entstehen bald in Essen
Daran gemessen sind die unter dem Dach des indischen Tata-Konzerns vereinten Marken Jaguar und Land Rover nur kleine Player im Milliardengeschäft mit klassischen Automobilen. Bald 15 Arbeitsplätze entstehen in Essen. Noch in diesem Jahr soll auch ausgebildet werden, denn Personal mit Oldtimer-Verstand ist nicht leicht zu finden.
Für musealen Charakter sorgen in Kettwig neben der stimmungsvollen großen Industriehalle eine Reihe von seltenen Fahrzeugen aus der Marken-Historie. Da lohnt sich fast die Fahrt durch den längsten Stau, und geöffnet ist werktäglich, auch für Nicht-Katzenbesitzer.
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