Dortmund. 214,5 Millionen Dollar steckte die Dortmunder Dr. Peters Group 2007 in einen Airbus A380. Singapore Airlines leaste ihn bis jetzt - nun parkt er fürs Erste ungenutzt. Anleger müssen um ihr Geld bangen. Und auch drei weiteren Fliegern droht der Stillstand.
Ein atemberaubendes Video brachte den Airbus A380 vorige Woche in die Schlagzeilen: Ein Exemplar des Riesenfliegers wurde im Sturm Xavier durchgeschüttelt und rutschte in Düsseldorf schlingernd über die Landebahn.
Solch abenteuerliche Landungen wird ein anderer Airbus A380 fürs Erste bald nicht mehr erleben: Das vom Dortmunder Finanzhaus Dr. Peters Group gekaufte Flugzeug wird von Asien nach Tarbes in Frankreich überführt, wo es auf unbestimmte Zeit parkt. Park gebühren, Wartung und Versicherung kosten 94 000 US-Dollar im Monat.
Einnahmen fallen weg
Ende September informierte die Dr. Peters Group die Gesellschafter ihres DS-Fonds Nr. 129, dem das Flugzeug gehört, über den misslichen Stillstand. Über 2600 Anleger haben Geld - insgesamt 94 Millionen Dollar - in den Fonds gesteckt; damit, sowie mit 120,5 Millionen Dollar von Banken wurde der A380 2007 gekauft. Anschließend wurde das Flugzeug mit Platz für 850 Passagiere für zehn Jahre an Singapore Airlines verleast. Wegen der stattlichen Kosten ist es in der Branche gängig, dass Fluggesellschaften Maschinen leasen.
Nun wollte Singapore Airlines den Leasingvertrag aber nicht verlängern - entsprechend fehlen dem Fonds die 1,7 Millionen Dollar, die die Airline monatlich zahlte. Den 94.000 Dollar laufenden Kosten stehen auf der Einnahmenseite ab Februar 2018 immerhin 480.000 Dollar gegenüber, für die der Hersteller Rolls Royce die vier Triebwerke des A380 least.
Ausschüttung sinkt auf 0 Prozent
Zins- und Tilgungszahlungen an die Banken bedient der Fonds weiterhin - die Ausschüttung an die Anleger aber sinkt von 7,5 Prozent auf 0. Dieser Regelung hätten 99 Prozent der Anleger ihre Zustimmung erteilt, sagte auf Anfrage die Sprecherin der Dr. Peters Group, Ulrike Gehrmann. Auf der anderen Seite entnimmt die Dr. Peters Group dem Fonds weiterhin "Geschäftsbesorgungskosten". Die bisherigen 554.000 Dollar pro Jahr wurden zwar auf 227.000 Dollar halbiert - allerdings nur gestundet. Heißt: Die Auszahlung der anderen 227.000 Dollar wurde nur auf später verschoben.
Danach gefragt, ob man die Geschäftsbesorgungskosten nicht auch auf Null setzen könnte, verweist Dr.-Peters-Chef Anselm Gehling auf die Kosten für neun Mitarbeiter, die an der Neuvermarktung der Maschine und weiterer Flugzeuge arbeiten. "Diese Kosten können wir nach Halbierung der Gebühren nur zum Teil decken. Die damit verbundene Übernahme der nicht gedeckten Kosten halten wir für einen sehr guten Beitrag der Dr. Peters Group."
Was die weiteren Flugzeuge angeht: Über zwei andere Fonds (DS-Fonds Nr. 130 und 131) hat die Gruppe, mit ähnlichen Summen von Tausenden Anlegern sowie von Banken, drei weitere Airbus A380 finanziert. Auch sie wurden an Singapor Airlines verleast. Die drei A380 fliegen noch bis Januar, April und Juni 2018; Singapore Airlines hat aber bereits angekündigt, auch deren Leasingverträge nicht zu verlängern. Hintergrund: Der A380 lohnt sich für Airlines nur auf sehr stark frequentierten Strecken, abseits davon ist er vielfach zu groß und damit zu teuer.
Was tun mit den Fliegern?
Die Dr. Peters Group muss also nun einen A380 und nächstes Jahr die drei anderen weiter vermarkten. Es gebe Interessenten, sagt Sprecherin Ulrike Gehrmann, das schon. Bisher seien die Angebote aber noch nicht wirtschaftlich attraktiv. Am liebsten würde man alle vier Flugzeuge neu verleasen; die zweite Option wäre ihr Verkauf. Drittens könnte es zum "Part-Out" kommen, so heißt die Zerlegung eines Fliegers. Triebwerke, Fahrwerke et cetera würden einzeln verkauft. Von geschätzt 85 bis 90 Millionen Dollar, die das für einen A380 einbringt, ist die Rede.
Den Tausenden Anlegern der Fonds könnten kräftige Verluste drohen. Im Internet wenden sich bereits Anwälte an ratsuchende Anleger. Bei Dr. Peters, sagt Ulrike Gehrmann, sei man indes noch "optimistisch", keine Verluste, oder sogar eine Rendite zu erwirtschaften: "Unser Job ist es, für die Anleger das bestmögliche Ergebnis zu finden."
Unweigerlich denkt man an die Krise der Schiffsfonds vor einigen Jahren zurück. Im Jahr 2013 meldete Dr. Peters für über 20 Schiffsfonds Insolvenz an. Viele Anleger verloren Geld, einige demonstrierten vor einem Hotel in Dortmund, in das die Gruppe eingeladen hatte.