Dinslaken. Dinslakens Status als Kinostadt in NRW durch weitere Projekte gefestigt
- Dinslakens Status als Kinostadt in NRW durch weitere Projekte gefestigt
- Wettergott meinte es nicht gut
- Wiederholung im kommenden Jahr
„Atemlos durch die Nacht“ singt Julia Breuer, „Trocken durch den Abend“ hätte als Beschwörung besser gepasst. Denn was da am Sonntagabend im Fußballstadion des TV Jahn in Hiesfeld verbreitet worden war, hätte besseres Wetter und dementsprechend mehr Publikum verdient. Nach Kulturhauptstadt und Ruhrtriennale gehört Dinslaken nun auch zu den „Filmschauplätzen NRW“. Thorsten Ippendorf bewarb sich um die Ausrichtung durch den TV Jahn, die Stadt Dinslaken beteiligte sich anteilig an den Kosten der Veranstaltung der Film und Medienstiftung NRW. „Es ist so schade mit dem Wetter“, bedauerte Anna Fantl, Filmförderin bei der Stiftung für Low Budget Filme und Nachwuchsförderung den nassen Start – und stellte klar, das dieser Abend wirklich nur der Anfang war: „Nächstes Jahr machen wir das noch mal. Das schreit ja förmlich nach Wiedergutmachung.“
Eine solche ist wirklich fällig. Denn es sah ganz so aus, als wolle der Wettergott dem Fußballgott einen Strich durch die Rechnung machen, falls es so etwas gibt. Letzterer hätte das Konzept nämlich lieben müssen. Thorsten Ippendorf mit seinen Kontakten zur Filmbranche hatte sich mit dem Stadion im Rotbachtal als ein Standort der „Filmschauplätze NRW beworben“ und als Anna Fantl, die das Konzept vor 18 Jahren ins Leben gerufen hat und bei jedem Kinoabend der Reihe an ungewöhnlichen, interessanten Schauplätzen dabei ist, wusste sofort: „Das passt.“ Hatte sie als einen der Hauptfilme 2015 „Die Nr. 5 von Talleres“ auf der Agenda, ein Film des argentinischen Regisseurs Adrián Biniez, den die Filmstiftung NRW als internationale Koproduktion gefördert hat.
Der Film, der nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Fußballrasen im spanischen Original mit Untertiteln gezeigt wurde, handelt vom Mannschaftskapitän der Talleres, der nach Ende seiner Profikarriere einen Neustart finden muss. Es ist ein Film über das Erwachsenwerden eines verheirateten Mannes.
Selbst der Vorfilm, der wie immer bei den „Filmschauplätzen NRW“ von einem jungen Filmemacher aus NRW stammte, drehte sich um Fußball. Auch wenn in der Arbeit von Michael Koch weder Ball noch Sportler zu sehen sind. Die Kamera bleibt während der gesamten neun Minuten Dauer auf die Tribüne gerichtet, vor der ein Anstimmer die Fangesänge dirigiert, sofern das Geschehen auf dem Platz nicht die Gefühle überkochen lässt. Ein Fußballfilm, der die Emotionen der Fans unkommentiert für sich sprechen lässt und am Ausgang des Spiels im Freudentaumel für den Zuschauer keine Zweifel lässt.
Dinslaken als Teil der „Filmschauplätze“ war neu, Dinslaken als Filmschauplatz ist seit 2007 ein immer wiederkehrendes Phänomen. Ob nun die geschlossene Zeche ein idealer Drehort für „Lauf um dein Leben war“, oder, aktuell, die Situation von Flüchtlingen in Dinslaken so exemplarisch Stoff für einen Dokumentarfilm gibt, dass „Letzte Zuflucht“ unter anderem Ende des Jahres im NRW Landtag gezeigt wird.
„Letzte Zuflucht“ bot Chance
In der Diskussionsrunde vor den Filmen sprach Stadionsprecher Thorsten Albert mit Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, Regisseur Adnan Köse, Thorsten Ippendorf, der Regie- und Produktionsassistent bei „Letzter Zuflucht“ war, sowie Schauspieler Ali Murtaza, der vor fünf Wochen eine eigene Produktionsfirma in Dortmund gegründet hat und Dinslaken als künftigen Drehort für seine Filme in Erwägung zieht.
Dabei sprach Adnan Köse nicht nur über die aufklärerische Wirkung seines Films, der die tatsächliche Situation von Flüchtlingen in Deutschland schildert. Sein Film hat bereits ganz konkret etwas bewirkt. Nuri Mustafa, der Vater der syrischen Flüchtlingsfamilie, die im Film porträtiert wird, arbeitet inzwischen 12 Stunden im Monat im Restaurant Canapé. Mehr ist aufgrund der arbeitsrechtlichen Situation von Flüchtlingen nicht möglich. Auch wenn er sich zu gerne mehr einbringen würde und Dirk Lemanczyk ihn liebend gerne mehr beschäftigen würde: „Er ist sehr positiv aufgefallen“.
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