Aktionstag

Performance gibt Sklavenhandel in Bochum ein Gesicht

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Die Gesichter mit Masken verdeckt, stellten die Schauspielerinnen moderne Sklaven dar.

Die Gesichter mit Masken verdeckt, stellten die Schauspielerinnen moderne Sklaven dar.

Foto: Ingo Otto

Bochum.   Mit einer Aktion macht das Bündnis „Gemeinsam für Afrika“ auf moderne Sklaverei aufmerksam. Schauspielerinnen werden Passanten feilgeboten

Passanten konnten gestern auf dem Dr.-Ruer-Platz ihren ganz eigenen Sklaven kaufen – zumindest im Rahmen einer Performance. Mit der Aktion machte das Bündnis „Gemeinsam für Afrika“ auf den modernen Sklavenhandel aufmerksam – mit drastischen Bildern.

Eingepfercht in einen Bauzaun und aneinander gekettet standen drei Schauspielerinnen mitten auf dem zentralen Platz in Bochum. Lisha, Yvan und Mustapha hießen ihre Figuren, alle auch in Realität existierend. Vor dem provisorischen Gefängnis stolzierend pries ein Marktschreier die menschliche Ware an. Die Arbeit auf der Plantage oder die Prostitution, das sollte ihre zukünftige Bestimmung sein. Die fünfte Schauspielerin im Bunde kaufte sie alle, zum Spottpreis.

Sklaverei ist alltäglich

Was klingt wie die Darstellung historischer Ereignisse in weiter Ferne, ist aktuelle Realität, wie die Veranstalter berichten: Rund 60 Sklaven arbeiteten für jeden einzelnen Deutschen beziehungsweise dessen Konsumgüter. Ein Beispiel sind Tomaten in den Wintermonaten: „Die werden in Italien und Spanien produziert und unter menschenunwürdigen Bedingungen geerntet“, sagt Franziska Gehl von „Gemeinsam für Afrika“. Der Stundenlohn läge bei 2,50 Euro, oft gebe es darauf noch Abzüge. „Das ist Ausbeutung“, so die Menschenrechtlerin.

Auf diesen Missstand machte die Organisation anlässlich des Internationalen Afrika-Tags in sieben Städten aufmerksam. In Bochum stieß die Aktion auf gemischte Reaktionen. Viele Passanten eilten schnell über den Platz und würdigten der Performance nur einen flüchtigen Blick. Ein paar wenige blieben jedoch auch stehen und liehen den Veranstaltern ein offenes Ohr. Unter ihnen waren Thomas Mai und Gabor Kovacs. Beide haben vorab über die Aktion gelesen und waren extra aus diesem Anlass in die Innenstadt gekommen. „Das Thema ‘Moderner Menschenhandel’ interessiert mich sehr“, erzählt Kovacs. Eigentlich hatten die Beiden lediglich mit einer Diskussionsrunde gerechnet. Von der Aufführung waren sie positiv überrascht: „Die humorvolle Ebene macht die schwierige Thematik zugänglich“, ist Mai überzeugt.

Ebenfalls mit dabei war die Bochumer Hilfsorganisation „Aktion Canchanabury“. „Wir verstehen uns als Sprachrohr für die afrikanische Bevölkerung“, sagte Geschäftsführer Gerd Stegemann. Auch wenn nicht viele Passanten stehen blieben, sah er eine Aktion wie diese in Bochum gut angesiedelt: „Bochumer haben grundsätzlich ein offenes Herz und Ohr, auch für Menschen, die nicht in Europa leben.“ Mit konkreten Handlungsempfehlungen kann „Gemeinsam für Afrika“ dienen. So sei es sinnvoll, Fair Trade-Produkte zu kaufen oder saisonale Ware nicht außerhalb eben jener zu erwerben.

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