NRZ-Solidaritätspreis

Lastenräder in NRW beliebt: Darum ist die Umsetzung schwer

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Man sieht sie immer öfter: Lastenräder werden beliebter in NRW. Hiesige Kommunen und das Land fördern Lastenmobilität. Auch der Bürgerverein Duisburg-Großenbaum-Rahm möchte sich eins anschaffen.

Man sieht sie immer öfter: Lastenräder werden beliebter in NRW. Hiesige Kommunen und das Land fördern Lastenmobilität. Auch der Bürgerverein Duisburg-Großenbaum-Rahm möchte sich eins anschaffen.

Foto: Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services

An Rhein und Ruhr.  Lastenräder sind gut für Gesundheit und Klima. Nachfrage steigt, auch beim Bürgerverein in Duisburg. Städten mangelt es an Wegen und Stellplätzen

Sie heißen Long John, Trike und Longtail: Ob mit zwei, drei oder vier Rädern, immer öfter entdeckt man Lastenräder auf den Straßen in NRW. „Die Nachfrage ist hoch“, erklärt Michael Blaess, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte NRW (AGFS NRW) und Fahrradbeauftragter der Stadt Wesel. Und die Zahlen sprechen für sich: Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) beziffert in seinen jährlich erscheinenden Marktdaten steigende Verkaufszahlen. Waren es im Jahr 2018 noch halb so viele verkaufte Lastenräder, konnten im Jahr 2021 rund 167.000 Fahrzeuge im Bundesgebiet an den Mann oder die Frau gebracht werden.

Laut Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) NRW hätten die Räder einen positiven Effekt auf die Lebensqualität in Innenstädten, weil die Nutzung keine Lärm- und Schadstoffemissionen verursacht. „Im Vergleich zu einem Pkw oder leichten Nutzfahrzeug werden für die Herstellung und den Betrieb von Lastenfahrrädern zudem viel weniger Ressourcen benötigt“, so ein Sprecher des Ministeriums.

Ein weiterer Vorteil sei der geringe Platzbedarf, der die Parkplatzsuche erleichtere. Zwar sei die Anschaffung noch relativ hochpreisig, trotzdem läge der Preis deutlich unter dem eines PKW. Je nach Variante des Fahrzeugs zahlt man für ein elektrisch betriebenes Lastenfahrrad zwischen 3000 und 5000 Euro.

Eben genau diese Anschaffung hat sich nun auch der Bürgerverein Großenbaum-Rahm vorgenommen. Knapp 300 Mitglieder zählt die Gemeinschaft aktuell. Neben einem Speed-Display und geführten Radtouren setze sich der Verein mit vielen anderen Aktivitäten für die ökologische Verkehrswende in Duisburg ein. Das Lastenrad soll den Mitgliedern frei zur Verfügung gestellt werden. „Wir wollen damit zeigen, dass man sich auch hier bei uns im Duisburger Süden wunderbar mit dem Fahrrad bewegen kann“, erzählt Heike Schmitz-Fehlberg, Vorsitzende des Bürgervereins. „Ein Lastenrad für die Nachbarschaft“ also.

Städte fördern Neu-Anschaffung

Auch Städte in der Region fördern die Anschaffung der Mobile. Neben der Stadt Essen unterstütztunter anderem auch Wesel Privatpersonen, die den Kauf eines neuen Lastenrades beabsichtigen. Auch die Stadt Duisburg hatte erst Ende 2022 einen Fördertopf zum Kauf von Fahrrädern geschaffen. „Nach drei Tagen wurde das Förderfenster geschlossen, da von einer Ausschöpfung der Mittel auszugehen war“, erklärt Stadt-Sprecher Sebastian Hiedels.

Die Stadt Kleve stellt seinen Bewohnern zwei Lastenräder zum Verleih zur Verfügung. Auch die Ladeinfrastruktur soll ausgebaut und die Einzelhändler von der Schaffung von Stell- und Ladeplätzen für Lastenräder überzeugt werden, so Sprecher Niklas Lembeck.

Wenig geeignete Radwege, herausfordernde Verkehrssituation und fehlende Abstellplätze

Die Landeshauptstadt Düsseldorf hatte 2021 ein Förderprogramm erfolgreich aufgesetzt, laut aktueller Mitteilung wurden aber auch kritische Stimmen laut: Es gebe zu wenig geeignete Radwege, die Verkehrssituation zwischen PKW und Ampeln sei herausfordernd und auch die Abstellplätze rar.

Zwar hat die Stadt Essen einen Lastenrad-Parkplatz geschaffen, andere Städte scheinen da aber (noch) nicht so fortschrittlich. Nadine Beinemann, Leiterin für Straßen- und Verkehrsplanung in Moers, erklärt auf NRZ-Anfrage: „Wir werden langsam beginnen, Lastenrad-Stellplätze an zentralen Orten zu schaffen.“

Um die Mobilitäts- und Verkehrswende in den Städten voranzubringen, sei es laut Michael Blaess von der AGFS NRW wichtig, Anreize für die Bevölkerung zu schaffen und Konzepte zu entwickeln, um die Infrastruktur der Zukunft gestalten zu können. Das werde zwar Zeit und Geld kosten, lohne sich am Ende jedoch, denn: „Das ist mehr als ein Trend, da hat sich ein anderes Bewusstsein entwickelt.“

NRZ-Solidaritätspreis: Hier können Sie Vorschläge einreichen

Der 7. Solidaritätspreis von Freddy Fischer Stiftung und NRZ trägt das Motto: „Wir für das Klima – Solidarität mit dem Planeten“. Im Fokus stehen Personen, Initiativen und junge Unternehmen, die sich mit guten Ideen, auch mit guten Geschäftsideen, großem Einsatz und als gute Vorbilder für das Abbremsen der Klimaerwärmung, für Umweltschutz oder eine notwendige Anpassung an unvermeidliche Veränderungen einsetzen. Der Preis ist insgesamt dotiert mit 10.000 Euro. Reinhard Wiesemann, Jury-Mitglied und Sozialunternehmer, stiftet einen Sonderpreis in Höhe von 2500 Euro. Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge.

Schreiben Sie bitte bis Mitte Februar an: NRZ, Seite Drei, Stichwort: Solidaritätspreis, Jakob-Funke-Platz 1, 45127 Essen. Oder schicken Sie eine Mail an seitedrei@nrz.de, Betreff: Solidaritätspreis. Reichen Sie bitte auch – wenn vorhanden – Berichte, Videos oder weitere Informationen zu dem von Ihnen gemachten Vorschlag ein.

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