Kommentar

Vaterschaftsurlaub erst ab 2024: eine falsche Entscheidung!

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Friederike Bach kommentiert das Thema „Vaterschaftsurlaub“.

Friederike Bach kommentiert das Thema „Vaterschaftsurlaub“.

Foto: funkegrafik nrw

Die EU will Vaterschaftsurlaub ab der Geburt. Doch die Ampel verschiebt die Einführung auf 2024. Eine falsche Entscheidung!

Väter in Deutschland sollen nach der Geburt ihres Kindes zwei Wochen Extra-Urlaub bekommen – aber erst ab 2024, wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage. An diesem Satz ist so viel falsch, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll!

Starten wir mit dem Offensichtlichen: Jeder, der sich schon einmal um ein Baby gekümmert hat, weiß, dass das kein Urlaub ist. Ein Kind zu versorgen und nebenbei noch den Alltag einer Familie zu managen, ist harte Arbeit. Gerade in den Wochen nach der Geburt profitiert jede Familie, wenn mehr als ein Erwachsener mit anpackt.

Väter, die das rund um die Uhr tun wollten, mussten bisher mehr oder weniger spontan Urlaub nehmen (was nur geht, wenn der Arbeitgeber mitspielt), oder sie mussten direkt in Elternzeit gehen. Es ist gut, dass auch Vätern nun zusätzlich Zeit eingeräumt wird, sich nach der Geburt erst mal nur um die Familie zu kümmern.

Familienpolitik in Deutschland: Verhaftet in patriarchalen Denkweisen

Zeigt der geplante „Vaterschaftsurlaub“ also, wie fortschrittlich in Deutschland beim Thema Familie gedacht wird? Nein! Zum einen wertet das Wort „Urlaub“ die harte Arbeit aller Eltern ab. Zum anderen entlarvt die Begründung für die Verschiebung auf 2024, wie tief man hierzulande noch immer verhaftet ist in patriarchalen Denkweisen.

Deutschland kämpft seit Jahren gegen den Fachkräftemangel. Ein Teil der Lösung wäre es, den vielen gut ausgebildeten Frauen den Weg zurück auf den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, die momentan in Voll- oder Teilzeit zuhause den Laden am Laufen halten – unbezahlt und nicht immer freiwillig.

Gleichberechtigung zur Priorität erklären!

Das Lebensmodell der meisten Familien im Land mit nur einem Hauptverdiener schadet der deutschen Wirtschaft langfristig weit mehr, als es zwei Wochen mehr Urlaub für Väter jemals könnten. Wer die Wirtschaft ankurbeln und nebenbei Frauen vor Altersarmut schützen möchte, sollte Gleichberechtigung nicht auf die lange Bank schieben, sondern zur obersten Priorität erklären!

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