Kamen. Die Ursache, warum in Kamen-Wasserkurl 48 Kubikmeter Boden plötzlich in einem Loch verschwanden, ist geklärt: Erdwärmebohrungen vergrößterten bereits vorhandene Risse im Felsgestein. Die Schuldfrage kann indes nur in einem langwierigen Rechtsverfahren geklärt werden.
Vor dem Rat erläuterte am Donnerstag Dr. Hans Ulrich Höfer vom Geotechnikinstitut GID, was am 9. Juli und danach in Wasserkurl geschah. Die Klüfte im Felsgestein wies die inzwischen abgeschlossene Kernbohrung nach. Wichtige Hinweise lieferten außerdem zahlreiche Grundwasserbeobachtungspunkte.
Die Bohrkerne zeigen steile, Zentimeter tiefe Risse im Felsgestein. Wenige Meter von der verhängnisvollen Erdwärmebohrung entfernt liegen die in mehr als 100 Metern Tiefe, an der ursprünglichen Bohrstelle selbst beginnen sie schon bei 70 Metern. Die Erdwärmebohrung traf exakt in diese Störung und sorgte damit für den Vorgang, der auf ministerieller Ebene inzwischen als Erdfall bezeichnet wird.
Sanierungsmaßnahme stoppte Bodenverluste
Eine erste Sanierungsmaßnahme direkt nach dem Vorfall stoppte offenbar weitere Bodenverluste. Durch Verpressungen wurde in einem Höhenniveau von 10 bis 25 Metern Tiefe ein Sicherungsschirm über dem Bohrloch geschaffen. Der aber verhinderte bisher nicht, dass weiteres Grundwasser abfließt.
Im fraglichen Bereich fließt Grundwasser sonst in Richtung Körne ab, rund um das Bohrloch aber strömt es von allen Seiten weiter dieser Stelle zu. In einer weiteren Verpressung von mindestens zehn weiteren Bohrlöchern aus sollen nun die Klüfte in 70 bis 100 Metern Tiefe verfüllt und kraftschlüssig verpresst werden. Das Bohrgerät dazu ist schon vor Ort, in etwa vier Wochen sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Danach wird das Grundwasser weiter beobachtet.
Befragt, ob die Katastrophe zu verhindern gewesen wäre, hielt sich Dr. Höfer zurück. Es gebe zwei Bohrverfahren, entweder mit einem Schutzrohr um die Bohrung herum bis hinab zum Felsgestein oder ohne Schutzrohr, dafür mit einer Spülflüssigkeit, der Zusätze zur Abdichtung beigegeben werden. Letzteres Verfahren wurde offenbar in Wasserkurl bei der ersten Bohrung genutzt. In vielen anderen Fällen habe das auch funktioniert.
Langwieriges Rechtsverfahren
Zur Frage, ob nun schuldhaft Fehler bei der Bohrung passierten, erwartet Bürgermeister Hermann Hupe ein langwieriges Rechtsverfahren. Mit Versicherungsleistungen für Anwohner sei nicht zu rechnen, Landeshilfe werde es voraussichtlich nur für die Stadt geben. Die wird dadurch einen Teil der für Sicherung und Sanierung samt der weiteren Verpressung aufzuwenden 700 000 Euro zurückerhalten.
Die Stadt will den Anwohnern durch gemeinsame Haftungsforderungen beim Rechtsverfahren helfen. Außerdem will die Stadt für die Betroffenen einen Hilfsfonds auflegen, in den 100 000 Euro fließen sollen. Der Rat signalisierte Zustimmung. So werde zwar den Betroffenen nicht jeder Schmerz genommen, aber zumindest ein Stück weit geholfen.
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